Mandioka:
Back to the Root(s)

Über indigene Esskulturen damals und heute und wieso die Ayoréode-Gemeinschaft dafür kämpft, was sie is(s)t.

Wir sind im Jahre 1554. Hans Staden wird von den indigenen Tupinambá im Gebiet des heutigen Brasiliens gefangen genommen.

Darüber berichtet Staden in seiner Warhaftig Historia (1557), die er nach seinen beiden Amerikareisen veröffentlichte. Dieser Reisebericht enthält erstaunliche Beobachtungen zu den Essgewohnheiten der Tupinambá, darunter auch die Mandiokawurzel.


Ich verfolge den Weg der Lebensmittel der Neuen Welt bis nach Zürich. Wer hat dafür gesorgt, dass sich die Tomate bei uns etablierte? Und wie schmeckt Mandioka eigentlich?

Auch richte ich meinen Blick auf die heutigen Esskulturen der Indigenen Amerikas. Viele der Nahrungsmittel, die sie schon zu Hans Stadens Zeit verwendeten, sind auch heute noch fester Bestandteil ihres Speiseplans. Der Kulturkontakt brachte ihnen aber auch neue Lebensmittel. Ausserdem hat sich ihre Einstellung zum Essen geändert: Essen ist eine politische Angelegenheit geworden.

Zu Tisch bei den Tupinambá 

aus Hans Stadens Historia

Hans Staden nimmt uns in seiner Historia auf eine kulinarische Reise und zeigt uns den vielfältigen Speiseplan der Tupinambá.

Der Kannibalismus der als «grimmige[] Menschenfresser Leuthe[]» beschriebenen Tupinambá gehört nicht dazu, obwohl dieser in der Forschung viel Aufmerksamkeit bekommen hat. Oft war er aber ein Vorwand für die Europäer, sich als moralisch überlegen zu positionieren und die Indigenen zu verteufeln.

Mehr zum Thema Kannibalismus erfährt man hier:

Man weiss nicht genau, was an Stadens Erzählungen wahr, und was vielleicht übertrieben oder sogar erfunden ist. Schenke ich aber zumindest seinen objektiveren Berichten Glauben, steht fest:

Die Tupinambá leben in einem kleinen kulinarischen Universum.

Sie fangen Fische, sammeln Früchte und trocknen Pfeffer in der Sonne. Aus Fleisch und Fisch machen sie einen Brei namens «Mingau» oder verarbeiten es zu Mehl, das lange haltbar ist. Auch Staden scheint dies zu munden:

«es schmecket zimlich wol»

Die Tupinambá wissen genau, wie sie zu ihrem Essen kommen. Jede Person trägt geschickt zur Essensbeschaffung oder -zubereitung bei.

«Wo sie hingehen es sei im gehoeltze oder beim wasser / haben sie stetz jr bogen vnd pfeile bei sich.«

Nicht nur die Tiere an Land, sondern auch die Fische im Wasser jagen sie mit Pfeil und Bogen. Oder sie spannen Netze auf und schlagen ins Wasser, damit die Fische abtauchen und dadurch in ihre Netze schwimmen. Da scheinen die Angelhaken, die sie von den Europäern im Gegenzug zu Esswaren geschenkt bekommen, überflüssig.

Fischfang mit Pfeil und Bogen (Historia, 2. Teil, Kapitel VIII)

Fischfang mit Pfeil und Bogen (Historia, 2. Teil, Kapitel VIII)


Die Tupinambá pflanzen eine Wurzel namens «Mandioka» an und verarbeiten sie auf unterschiedlichste Weise weiter. 

Tupinambá-Frauen beim Anpflanzen von Mandioka (Historia, 2. Teil, Kapitel XI)

Tupinambá-Frauen beim Anpflanzen von Mandioka (Historia, 2. Teil, Kapitel XI)

Nach der Ernte reiben sie die Wurzeln auf einem Stein zu Krümeln, pressen den Saft aus und trinken ihn. Den Rest trocknen sie, um Mehl herzustellen. Später backen sie daraus in Tonschüsseln Brot.

Die Frauen verarbeiten die Mandiokawurzel ausserdem zu einem alkoholhaltigen Getränk, indem sie die Wurzeln kochen, abkühlen lassen, zerkauen, dann wieder aufwärmen und zuletzt in Gefässe giessen, um es einige Tage unter der Erde gären lassen. 

Frauen beim Zubereiten des alkoholischen Mandioka-Getränks (Historia, 2. Teil, Kapitel XV)

Frauen beim Zubereiten des alkoholischen Mandioka-Getränks (Historia, 2. Teil, Kapitel XV)

Die Schnapsbrennerinnen schenken das Getränk, das «Kawi» oder «Kawawy» genannt wird, vor der Tötung eines Gefangenen oder bei rituellen Tanzfesten aus.

Mandioka-Zeremonie (Historia, 2. Teil, Kapitel XXIX)

Mandioka-Zeremonie (Historia, 2. Teil, Kapitel XXIX)


Durch das Essen verbinden sich die Tupinambá mit der Natur. Sie benennen sich selbst nach Vögeln, Fischen oder Früchten und machen ihre Handlungen von ihrer Umgebung abhängig – beispielsweise ziehen sie erst in den Kampf, wenn die Früchte am Baum reif werden.

Ihre kulinarische Welt ist voller Düfte, Gerichte und Geschichten, die für Staden neu sind.

«die leuthe [haben] keyn heusslich vihe zur narung / keynerley dinge so bei vns im Brauch»
«Die Leute haben kein häusliches Vieh zur Nahrung und keinerlei Dinge wie bei uns im Brauch.» | Johann Dryander, Vorwort der Historia

Trotzdem geht Hans Staden mit den Tupinambá fischen. Trotzdem, oder gerade deswegen, ist er fasziniert von den fremdartigen Speisen.

Hans Staden geht mit den Tupinambá fischen (Historia, 2. Teil, Kapitel XLVIII)

Hans Staden geht mit den Tupinambá fischen (Historia, 2. Teil, Kapitel XLVIII)

Hans Staden: Warhaftig Historia. Lilly Library, Indiana University.

Titelblatt von Hans Stadens Warhaftig Historia (1557)

Titelblatt von Hans Stadens Warhaftig Historia (1557)

Conrad Gessners Garten

Hans Staden ist nicht der Einzige, der sich für die Lebensmittel der Neuen Welt interessierte.

Auch der Zürcher Conrad Gessner (15161565), unter anderem Arzt, Naturforscher und Universalgelehrter, war fasziniert von den fremden Pflanzen und Esswaren.

Er war einer der ersten Schweizer, der die Tomate bei sich im Garten anbaute. «Goldapfel» nennt er sie in seinem Botaniklexikon und beschreibt sie als «fast geruchlos und nicht unangenehm zu essen». Die Tomate erwähnt Hans Staden in der Historia zwar nicht, diese wurde aber von den Indigenen in Mittel- und Südamerika angebaut und kam im 16. Jahrhundert nach Europa.

Tomaten, aus Gessners Historia plantarum (ca. 1555-1565). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Blatt 42.

Tomaten, aus Gessners Historia plantarum (ca. 1555-1565). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Blatt 42.

Grüne Tomaten, aus Gessners Historia plantarum (ca. 1555-1565). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Blatt 37 Verso.

Grüne Tomaten, aus Gessners Historia plantarum (ca. 1555-1565). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Blatt 37 Verso.

In seinem Garten der neuartigen Pflanzen baute Gessner auch Kürbis und Pfeffer aus Amerika an. Hans Staden erzählt, dass die Europäer durch Tauschhandel mit Indigenen Pfeffer erwerben und beschreibt die verschiedenen Pfeffersorten in der Historia:

«Der pfeffer des landes / ist zweyerley art / der eyne geel der ander rod / […] er [ist] so groß wie die hagenputten […] / [und] ist scharpff in dem munde»
«Der Pfeffer des Landes ist zweierlei Art. Der eine gelb, der andere rot. Er ist so gross wie die Hagebutte und im Mund schmeckt er scharf.»

Die Mandiokapflanze, die Hans Staden ausführlich beschreibt, wird von Gessner zwar nicht selbst angebaut, jedoch besass er Abbildungen der Pflanze.

Diesem Bild ist keine Beschreibung hinzugefügt, es handelt sich aber höchstwahrscheinlich um eine Mandiokapflanze. Ausschnitt aus Gessners Historia plantarum (ca. 1555-1565). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Blatt 121.

Diesem Bild ist keine Beschreibung hinzugefügt, es handelt sich aber höchstwahrscheinlich um eine Mandiokapflanze. Ausschnitt aus Gessners Historia plantarum (ca. 1555-1565). Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Blatt 121.

Conrad Gessners Wissensdurst hat dazu beigetragen, dass die neuen Gemüse und Gewürze auch in der Schweiz auf dem Teller landeten.

Kaum vorstellbar, wie unsere Küche ohne diese Lebensmittel heute aussehen würde.

Maniok

Eine Wurzel, die es in sich hat

Wie sieht es mit weniger bekannten Lebensmitteln aus, die Stadens Zeitgenossen aus der Neuen Welt mitnahmen?

Da Hans Staden so ausführlich von der Mandiokawurzel erzählt, hat sie mein Interesse geweckt. Ich möchte herausfinden, ob diese hier in Zürich zu finden ist und wie sie schmeckt.


Was meine Suche erschwert: Die Mandiokawurzel trägt heute unterschiedliche Namen – «Maniok», «Yuca» oder «Cassava» – und die daraus gewonnene Stärke nennt man «Tapioka», grobes Mehl bezeichnet man als «Gari».

Meine Spürnase führt mich in einen kleinen asiatischen Laden. Ich entdecke sowohl frischen Maniok als auch Maniokmehl und Tapiokastärke.

Der Blick auf das Herkunftsland überrascht mich. Zwar kommt die frische Maniokwurzel aus Ecuador, doch das Mehl stammt aus Nigeria und die Stärke aus Thailand.

Tapiokastärke aus Thailand

Tapiokastärke aus Thailand

Die Pflanze ist also doch gewandert, und zwar in tropische Gebiete Afrikas und Asiens. Dort gedeiht der Maniok aufgrund des warmen und feuchten Klimas am besten.

Maniokplantage (Quelle)

Maniokplantage (Quelle)

In der Schweiz kann Maniok aufgrund des milden Klimas nicht angebaut werden. Das erklärt aber noch nicht, wieso die Wurzel bei uns eher unbekannt ist. An den Nährstoffen kann es nicht liegen, denn Maniok enthält Vitamin C und ist gut für die Verdauung. Ausserdem ist das daraus gewonnene Mehl glutenfrei, was für Allergiker*innen attraktiv ist.

Maniokwurzel vor der Ernte (Quelle)

Maniokwurzel vor der Ernte (Quelle)

Vor lauter Reden übers Essen habe ich Hunger bekommen.

Jetzt wird gekocht!

Maniokpommes

Du brauchst (für 2 Personen):

-       2 mittelgrosse Maniok
-       3 EL Kokosöl
-       1 Zitrone
-       Salz und Pfeffer
 
Zubereitung:

Den Maniok in grobe Stücke schneiden, die Rinde mit einem Messer entfernen. Die Stücke in Scheiben, dann in Sticks schneiden.
 
Die Manioksticks in kaltem Wasser einlegen, bis das Wasser milchig wird. Das Wasser ableeren und die Sticks nochmals gut mit Wasser abspülen.
 
Die Manioksticks für ca. 12 Minuten in Salzwasser kochen, gelegentlich umrühren. Mit einem spitzigen Messer testen, ob die Sticks weich sind, dann das Wasser abgiessen.
 
Die gekochten Sticks nun mit 3 EL Kokosöl vermengen und dann auf einem Backbleck verteilen. Salzen und pfeffern. Im Backofen bei 210°C für ca. 2025 Minuten backen, bis sie etwas Farbe angenommen haben.
 
Etwas Zitronensaft über die fertigen Maniokpommes geben. Dazu passt auch eine Joghurtsauce mit Petersilie und Zitrone.

https://pixabay.com/de/photos/maniok-wurzel-knolle-lebensmittel-285033/

Brötchen aus Maniokmehl

Für 12 Brötchen brauchst du:

-       700 ml lauwarmes Wasser
-       30 g Trockenhefe (ca. 4 Päckli)
-       3 TL flüssiger Honig
-       750 g Maniokmehl
-       12 EL Tapiokastärke
-       45 g gemahlene Flohsamenschalen
-       1 ½ TL Salz
-       3 Eigelbe (Eiweiss behalten für Überzug)
-       3 Eier
-       3 EL Olivenöl
 
Überzug:

-       3 TL Honig
-       3 TL Wasser
-       3 Eiweisse
-       Sonnenblumen- und Kürbiskerne
 
Zubereitung:
Das lauwarme Wasser, die Trockenhefe und den Honig verrühren und dann 15 Minuten stehen lassen. Auf der Oberfläche sollte sich Schaum bilden.
 
1/3 des Maniokmehls (ca. 250 g), die Tapiokastärke, die Flohsamenschalen und das Salz zur Hefemischung beigeben und mit einem Schneebesen zu einem glatten Teig verrühren. Die Eigelbe, Eier und das Olivenöl hinzufügen und wieder verrühren. Die anderen 2/3 des Maniokmehls hinzufügen und zu einem Teig kneten. Bei Bedarf mehr Mehl hinzufügen, bis ein fester, leicht klebriger Teig entsteht.

Der Einfluss des Kolonialismus auf indigene Esskulturen

Imkerei-Projekt der Ayoréode

In der Historia berichtet Hans Staden nicht nur von den Ernährungsbesonderheiten der Tupinambá, sondern auch der «Wayganna».

«[D]ie Wayganna […] haben keyne stete wonungen wie die andern […].  Sie ziehen dem gewildt nach in dem gebirg […].  Es hat auch vil wilden honig im gebirg / welchen sie essen.» 

Die Wayganna sind einer heute noch existierenden Gesellschaft, den Ayoréode, verblüffend ähnlich. Die Ayoréo waren lange Zeit Jäger- und Sammlernomad*innen und lebten in den Wäldern des Gran Chaco in Ostbolivien und Nordparaguay. Wie die Wayganna zogen auch sie von Ort zu Ort, jagten Tiere und assen Honig von Wildbienen.

Honigpinsel (Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Leihgabe BASA-Museum)

Honigpinsel (Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Leihgabe BASA-Museum)

Werkzeug für die Honigernte (Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Leihgabe BASA-Museum)

Werkzeug für die Honigernte (Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Leihgabe BASA-Museum)

Federschmuck mit Honigwachs (Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Leihgabe BASA-Museum)

Federschmuck mit Honigwachs (Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Leihgabe BASA-Museum)


Heute ist ein Grossteil der Ayoréode sesshaft. Viele haben sich im Laufe des 20. Jahrhunderts entschieden, freiwillig oder unfreiwillig, den Wald zu verlassen, da grosse Teile des Gran Chaco gerodet wurden. Ihre Lebensumstände und Nahrungsbeschaffung erschwerten sich dadurch zunehmend. Die neue Lebensweise brachte ihnen die gleichen Probleme wie vielen anderen Indigenen: Das neue Essen macht sie krank. Auch heute noch.

Schuld daran ist der ungewohnte, nährwertarme Speiseplan. Dieser wurde indigenen Gemeinschaften bereits im 19. Jahrhundert, nach deren Zwangsumsiedlung in Reservate, von den Kolonialisten aufgezwungen.

Viele verloren sowohl ihre physische als auch ihre kulinarische Heimat. So auch die Ayoréo.

Besonders vermissen sie den wilden Honig, der für sie nicht nur gewohnte Nahrung ist, sondern auch einen gemeinschaftlichen und spirituellen Wert hat. Auch Geschichten erzählt man sich darüber:

«’Wenn du hungrig bist, lass einen fahren’, sagte Ameisenbär zu Tapir, ‘so bekommst du was zu essen!’ Das tat Tapir, und was herauskam, war Honig von Ajidabia-Bienen. So kam es, dass man in den Wäldern nun Honig findet.» 
Samane, Ayoréo-Erzähler dieser Mythe

Damit die Ayoréode wieder Zugang zu Honig von Wildbienen und zum Wissen darüber bekommen, initiierten Henriette und Eugenio Stierlin zusammen mit Ayoréo in Guayé von 2003 bis 2005 ein Imkereiprojekt. Dazu wurden verschiedene Wildbienenarten in Bienenkästen angesiedelt. Das Projekt verbindet das Bienenwissen der Ayoréode mit westlicher Bienenhaltung und ermöglicht den Ayoréo wieder einen Zugang zu ihrem geliebten Wildbienenhonig.

Bienenhaus mit Bienenkästen für unterschiedliche Arten stachelloser südamerikanischer Honigbienen (Völkerkundemuseum der Universität Zürich)

Bienenhaus mit Bienenkästen für unterschiedliche Arten stachelloser südamerikanischer Honigbienen (Völkerkundemuseum der Universität Zürich)

Quelle: Leihgabe BASA-Museum, Inv.-Nr. UL97b, Slg. Ulf Lind 1969/70.

Kulinarischer Aktivismus

Das Imkereiprojekt der Ayoréo ist Teil einer stetig wachsenden indigenen Bewegung: des «Kulinarischen Aktivismus». 

«Food sovereignty» spielt dabei eine wichtige Rolle. Valerie Segrest, ein Mitglied der Muckleshoot und indigene Ernährungsberaterin, versteht dies als Recht einer Gemeinschaft, ihre eigene Ernährung zu definieren und zu gestalten. 

Dadurch sollen die Menschen nicht nur lernen, sich gesünder zu ernähren und sich mit der Natur zu verbinden. Auch das verlorene Wissen soll reaktiviert und die Lebensmitteldiversität, die in den letzten hundert Jahren um 75% gesunken ist, gefördert werden.

«If we control our food we can control out future.»
«Wenn wir unsere Nahrung kontrollieren, können wir unsere Zukunft kontrollieren.» | Sean Sherman, Koch und Gründer von The Sioux Chef

Indigene wollen eine bessere Zukunft und nehmen deshalb ihre Ernährung wieder selbst in die Hand. Dabei spielt auch die Vergangenheit eine wichtige Rolle:

«Our traditional foods are […] a living link with the land and with our legacy helping us to always remember who we are and where we come from.» 
«Unsere traditionellen Lebensmittel sind [...] eine lebendige Verbindung mit dem Land und mit unserem Erbe, die uns hilft, uns immer daran zu erinnern, wer wir sind und woher wir kommen.» | Valerie Segrest, Mitglied der Muckleshoot und indigene Ernährungsberaterin

Schon Hans Staden beschreibt die Bedeutung des Essens für Gemeinschaften wie die der Tupinambá. 

 Bis heute hat sich daran nichts geändert.

Was habe ich gelernt?

Essen ist nicht gleich Essen. 

Mit dem Öffnen der Historia von Hans Staden geht gleichzeitig die Tür zu einer unbekannten kulinarischen Welt auf. Einige Nahrungsmittel wie die Tomate dominieren heute auch unseren Speiseplan, während andere, beispielsweise Maniok, eher fremd geblieben sind. 

Ich glaube, wir können von den Tupinambá damals sowie den Ayoréode und dem kulinarischen Aktivismus heute viel lernen: Dankbarkeit für das Essen. Verantwortungsbewusstsein gegenüber unserer Umwelt. Dass auch im Kleinen eine ungeheure Vielfalt steckt. Dass das Essen uns mit unserer Umwelt verbindet, Gemeinschaft fördert und zu unserem Wohlbefinden beiträgt.

Während wir im Essensüberfluss schwimmen, durch die Globalisierung eine ungeheure Auswahl an Produkten und Gerichten zur Auswahl stehen, haben wir auch ein bisschen vergessen, wer wir eigentlich sind.

Und doch bin ich mir einer Sache sicher:

Wenn ich wählen könnte zwischen den selbstgemachten Spätzli meiner Grossmutter und einem Abendessen in einem Fünf-Sterne-Restaurant, würde ich ohne zu zögern die Spätzli nehmen.

Sie schmecken nach Heimat.

Dank

Ein herzliches Dankeschön geht an Daniel Niederöst und Jelena Bursic für ihre Hilfe und die angeregten und lehrreichen Diskussionen. Bei Hildegard Keller möchte ich mich für die Unterstützung während des gesamten Entstehungsprozesses dieser Story bedanken. Ebenfalls danke ich Dr. Maike Powroznik, der Kuratorin der Ausstellung «Ohne Honig hast du nichts zu essen» im Völkerkundemuseum Zürich, für Ihre hilfreichen Ratschläge für diese Story und die Audio-Inputs zum Bienenwissen der Ayoréode. Schliesslich gilt mein Dank Joel Silver, Direktor der Lilly Library in Bloomington, Indiana, dass ich die Bilder aus der Historia für die Story verwenden durfte.


Bibliographie

Bariche, Rita: Über Essen, Identität, Auswanderung und Integration, URL: https://www1.wdr.de/nachrichten/wdrforyou/deutsch/dokuundnews/kolumne-integration-essen-identitaet-de-100.html

Gotzler, Max: Glutenfreie Brötchen backen, URL: https://www.flowgrade.de/blog/maniok-broetchen-das-weissbrot-der-biohacker/

Hanninger, Ulrike: Maniok: Die Tropen-Kartoffel, URL: https://www.mein-schoener-garten.de/lifestyle/gruenes-leben/maniok-39565

Keller, Hildegard: Eine neue Zeit bricht sich Bahn. Was uns mit dem 16. Jahrhundert verbindet. In: Urs B. Leu und Mylène Ruoss (Hg.): Facetten eines Universums. Conrad Gessner 1516-2016. Zürich 2016, S. 11–26.

Leu, Urs: Konrad Gessner und die Neue Welt. In: Gesnerus 49 (1992). S. 279–309. 

Obermeier, Franz (Hg.): Hans Staden und sein Brasilienbuch. Vorwort. In: Hans Staden: Warhaftige Historia. Zwei Reisen nach Brasilien (1548-1555). Kiel 2007, S. I–XXXI.

Richter, Nico: Maniok Pommes, URL: https://www.paleo360.de/rezepte/maniok-pommes/.

Staden, Hans: Warhaftig Historia und beschreibung eyner Landtschafft der Wilden/Nacketen/Grimmigen Menschfresser Leuthen/in der Newenwelt America gelegen/vor und nach Christi geburt im Land zue Hessen unbekant/biss vff dise ij. nechst vergangene jar/Da sie Hans Staden von Homberg auß Hessen durch sein eygne erfarung erkant/vnd yetzo durch den truck an tag gibt. Dedicirt dem Durchleuchtigen Hochgebornen herrn/H. Philipsen Landtgraff zue Hessen/Graff zue Catzenelnbogen/Dietz/Ziegenhain vnd Nidda/seinem G.H. Mit eyner vorrede D. Joh. Dryandri/genant Eychman/Ordinarij Professoris Medici zue Marpurgk. Inhalt des Buechlins volget nach den Vorreden. Getruckt zue Marpurg/im jar M. D. LVII. Göttingen 1557.

Verna, Sacha: Kulinarischer Aktivismus. Wie Indigene ihre Esskultur zurückerobern, URL: https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/kulinarischer-aktivismus-wie-indigene-ihre-esskultur-zurueckerobern.

Zavala, Agnes: Maniok: Die Knaller-Knolle, URL: https://www.coopzeitung.ch/themen/essen-trinken/reportage/2018/maniok-die-knaller-knolle-167637/.


Die Informationen zu den Ayoréode habe ich aus der Ausstellung «Ohne Honig hast du nichts zu essen. Über das Bienenwissen von Ayoréode im Gran Chaco, Südamerika» des Völkerkundemuseums der Universität Zürich. Kuratorin: Dr. Maike Powroznik, Gastkuratorin: Dr. Henriette Stierlin. https://www.musethno.uzh.ch/de/ausstellungen/Ayoréode.html). Als Grundlage vieler Inhalte der Ausstellung wurde folgendes Werk herangezogen:

Stierlin-Szabo, Henriette Eva und Eugenio Stierlin: El Conocimiento sobre las Abejas Nativas entre los Ayoreos de la Guaye. Santa Cruz 2005.

Ted Talk von Valerie Segrest: https://www.youtube.com/watch?v=RGkWI7c74oo

Ted Talk von Winona LaDuke: https://www.youtube.com/watch?v=pHNlel72eQc

Ted Talk von Sean Sherman: https://www.youtube.com/watch?v=RhkJ-tSLUKk


Bildquellen

BASA-Museum der Universität Bonn

Grüner Federschmuck (grosses Hintergrundbild): Inv.-Nr. UL97b, Slg. Ulf Lind 1969/70

Honigpinsel: Inv.-Nrn. UL 10/11/12/15, Slg. Ulf Lind 1969/70

Werkzeug für die Honigernte: Inv.-Nrn. Seil 1620, Kratzer/schmale Axt 1598, Axt 1519 und Faserbündel 1633, Slg. Heinz Kelm 1955/56; Axt UL25, Spatel UL19, Kalebassen UL10/11 und Schale UL14, Slg. Ulf Lind 1969/70

Federschmuck mit Honigwachs: Inv.-Nrn. 1530 a/b, Slg. Heinz Kelm; UL88, Slg. Ulf Lind 1969/70

Indiana University Bloomington, Lilly Library: Hans Staden, Warhaftig Historia, 1557.

Pixabay

Maniokwurzel: https://pixabay.com/de/photos/maniok-wurzel-knolle-lebensmittel-285033/

Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Handschriftenabteilung/Graphische Sammlung: Conrad Gessner, Historia Plantarum.

Völkerkundemuseum der Universität Zürich: «Ohne Honig hast du nichts zu essen. Über das Bienenwissen von Ayoréode im Gran Chaco, Südamerika»

Alle anderen Bilder und Videos sind von mir gemacht.