Pedro Lenz und Niklaus Manuel

Noch eine Geschichte aus Bloomington

Pedro Lenz kam im Frühling 2016 an die Indiana University, um sein Buch De Goalie bin ig und den Film zum Roman vorzustellen.

Pedros Lesung in Bloomington war ein babylonisches Ereignis.

Pedro las aus dem Goalie im Original, auf Berndeutsch aus dem Oberaargau und dazwischen sprach er auch Spanisch, seine andere Muttersprache.

Tomás Lozano aus Andalusien spielte Zwischenstücke auf der Gitarre und sang dazu.

Ich las die hochdeutsche Übertragung (Ich bin der Keeper, Raphael Urweider) - das war die zugänglichste Fassung für die Germanistik-Studierenden in Bloomington.

Der Goalie wurde auf Englisch übersetzt, genauer gesagt ins schottische English übertragen, unter dem Titel Naw much of a talker vom Übersetzer und Autor Donal McLaughlin.

Da dieser Goalie vom Schriftbild her für die amerikanischen Studierenden fast so exotisch war wie das berndeutsche Original, hatte ich einen fast waschechten Schotten einen Schotten aus dem Midwest engagiert. Er kam im Kilt und mit Dudelsack und trug den schottischen Goalie vor.

An einem freien Nachmittag machten Pedro Lenz und ich eine Zeitreise. Kurz vor Pedros Ankunft schrieb ich ein Drehbuch für ein Hörspiel über den Berner Maler, Zeichner, Theaterautor und Reformator Niklaus Manuel (um 1484-1530). Es sollte ein dreiminütiges Kurzporträt von Manuels Theaterarbeit werden, in drei Sprachfassungen (Deutsch, Französisch, Englisch), eine Auftragsarbeit für die grosse Niklaus-Manuel-Ausstellung im Bernischen Historischen Museum.

Pedro Lenz landete genau zur richtigen Zeit in Bloomington. Der Text war fertig, ich war auf der Suche nach Sprechern, da kam mir die Idee, Pedro Lenz zu fragen, ob er seine Stimme Niklaus Manuel und sein Lachen den Bauern leihen wollte. So kam es, dass wir uns im Frühling 1522 wiederfanden.

Als Berner Söldner erlebt Niklaus Manuel in Norditalien mit, wie die Reisläufer geschlagen und von den Siegern gnadenlos in den Dreck gezogen werden.

Nach der Rückkehr nach Bern schlägt er zurück und dichtet Spottlieder, die unter die Gürtellinie zielen. Später lässt er sein Talent in die Reformation der Stadt Bern einfliessen und gibt sich bibelfest.

Niklaus Manuel schreibt Theaterstücke, die starke Töne anschlagen und mit Kritik nicht sparen. Sie attackieren den Pomp des Papstes, der in scharfem Gegensatz zur Armut von Christus steht.

Niklaus Manuel bietet aber auch Bauernfiguren eine Bühne. Sie sind für einmal nicht auf den Kopf gefallen. Ruedi Vogelnest und Claus Pflug nehmen kein Blatt vor den Mund.

Für die englische Fassung, die Julia Karin Lawson übersetzt hat, konnte ich Richard Fish gewinnen, einen Altmeister aus der amerikanischen radio theatre-Szene.

Die französische Fassung erarbeiten Loïc Lerme und ich.

Und bei der grossen Party nach Pedros Auftritten fehlte auch Hooper nicht.

Das ist eine von zwei Geschichten, die ich für die Studierenden meines Seminars Brunngasse 8 und Film (Frühlingssemester 2018, Universität Zürich) gemacht habe, um sie in Multimedia-Storytelling einzuführen.

Danke an Pedro Lenz, Richard Fish, Loïc Lerme, Julia Karin Lawson, Tomás Lozano, Elena Bänninger, Angelika Salvisberg, Germanic Studies, IU Bloomington, Pro Helvetia und Consulate General of Switzerland in New York.